Menschen & Statements
Dietmar Nietan |
Koordinator für deutsch-polnische Zusammenarbeit, Mitglied im Deutschen Bundestag
„Ich befürworte die Realisierung dieses Projektes sehr und möchte potenzielle Förderer herzlich ermutigen, die Umsetzung zu ermöglichen. Gabriels Konzept halte ich für treffend und sehr berührend. Die Umsetzung wäre ein positives Zeichen in einer Zeit, die von viel Licht aber auch von Schatten im deutsch-polnischen Verhältnis geprägt ist.“
Prof. Dr. Kohlgraf | Präsident von pax christi, Bischof von Mainz
„Mit diesen drei Fenstern in der Kirche St. Maria auf dem Sande kann in Wrocław ein sehr sichtbares Zeichen für Vergebung und Frieden geschaffen werden. Gerade weil wir unübersehbar in Europa und weltweit Gewalt und neue Kriege erfahren, ist es wichtig, den polnisch-deutschen Versöhnungsweg neu mit Dialog und Begegnung anzureichern.“
Dr. Jacek Froniewski | Kanzler der bischöflichen Kurie in Wroclaw
„Schon nach unserem ersten Gespräch hat mich Gabriel von seinem Projekt überzeugt. Ich hatte das Gefühl, einen Mann von außerordentlicher Sensibilität vor mir zu haben, und das gab mir die Hoffnung, dass er in der Lage sein würde, das Problem der deutsch-polnischen Versöhnung auch aus unserer polnischen Perspektive zu betrachten.“
Manfred Deselaers | Seelsorger der Deutschen Bischofskonferenz in Auschwitz
„Versöhnung und Vergebung sind schwierige Themen. Ohne Vergebung keine Versöhnung. Aber wer vergibt wem in wessen Namen wofür? Und wird nicht die Unterscheidung zwischen Opfer und Täter verwischt? Wir wissen, dass wir Wege zu vertrauensvollem Zusammenleben nach schuldbelasteter Vergangenheit finden müssen. Das ist leider auch heute ein schmerzhaft aktuelles Thema. Und wir wissen, dass das nicht leicht ist. Aber wir glauben auch, dass es möglich ist. Deshalb freue ich mich, dass in Wrocław ein Wahrzeichen der möglichen Heilung unserer Beziehungen leuchten soll.“
Dr. hab. Wojciech Kucharski | Wissenschaftlicher Direktor des Zentrums „Erinnerung und Zukunft“ in Wroclaw
„Es gibt viele Länder und Nationen auf der Welt, die eine ähnliche Geschichte wie Polen und Deutschland haben. All diese Gesellschaften kämpfen immer noch mit dem Problem der Normalisierung ihrer gegenseitigen Beziehungen und suchen nach Inspirationen auf ihrem Weg zur Versöhnung. Die im polnischen Brief festgehaltenen Werte wie Vergebung, Versöhnung und Dialog können daher zu einem Leitfaden für die Lösung dieser scheinbar unlösbaren Probleme für alle werden. Die deutsch-polnischen Vergebungs- und Friedensfenster werden die Erschaffung einer Gedenkstätte vervollständigen, die sich der polnisch-deutschen Versöhnung widmet, und eine der tragenden Fundamente der heutigen Identität von Wroclaw ist.“
Dr. hab. Robert Żurek | Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung
„Ohne die Versöhnung der Deutschen mit ihren Nachbarn, vor allem mit Frankreich und Polen, hätten wir heute kein geeintes Europa. Doch der Zustand des friedlichen Miteinanders auf unserem Kontinent ist nicht selbsttragend. Mit der wachsenden Zeitspanne zum Zweiten Weltkrieg und zum Fall des Kommunismus wächst auch die Versuchung, nationale Egoismen in den Vordergrund zu stellen. Wozu das führen kann, sehen wir gerade im Osten. Daher müssen wir uns wieder stärker für die Versöhnung einsetzen. Die Versöhnungsfenster von Gabriel können uns dazu inspirieren.“
Glaskunst zur polnisch-deutschen Versöhnung
Polnisch-deutscher Workshop der Friedensfenster in Breslau reflektierte die Prozesse europäischer Versöhnung nach dem II. Weltkrieg
Vom 10. bis 12. Mai 2022 fanden in Polen die ersten Workshops für das „Deutsch-polnische Vergebungs- und Friedensfenster“ in Wrocław – ehemals Breslau statt. Eingeladen hatte die deutsche pax christi-Sektion, das Breslauer Zentrum für Erinnerung und Zukunft sowie der deutsche Künstler Yvelle Gabriel im Rahmen einer Machbarkeitsstudie, die von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit (SdpZ) gefördert wird. Die Konzeption der farbstarken Friedensfenster sieht vor, mitten auf der zentralen Oderinsel den Platz der Versöhnung als klares Zeichen der Vergebung und des Friedens aus einer der ältesten gotischen Kirchenbauten Polens heraus zu erleuchten, der kathedralenartigen Kirche St. Maria auf dem Sande.
Bereits heute prägen die historischen Worte der polnischen Bischöfe aus dem Jahr 1965 „Wir vergeben und bitten um Vergebung“ die Gestaltung des Platzes inmitten der Stadt Breslau/Wrocław. Die direkt dahinter liegenden Vergebungsfenster von Gabriel sollen gemeinsam mit der polnischen Künstlerin Magdali sowie in Zusammenarbeit der Glasmalerei Peters in Paderborn und der Glaswerkstatt Witraże in Warschau umgesetzt werden. Die Einweihung des großen Friedens-Triptychons ist feierlich im Jahre 2025 zum 60. Jahrestag des polnischen Vergebungsbriefes, gleichsam der 80 Jahre Kriegsende zwischen beiden Nationen, der 35 Jahre der Unterzeichnung des Zwei-plus-Vier-Vertrages sowie diesbezüglich der Vorbereitung des deutsch-polnischen Grenzvertrages geplant.
Mit Hilfe seiner deutsch-israelischen Kunstprojekte gelang Gabriel schon in den Jahren zuvor ein wichtiger Beitrag zur interkulturellen und interreligiösen Versöhnungsarbeit zwischen Deutschland und Israel. Die deutsche pax christi-Sektion, die in den 60er Jahren einen wichtigen Anteil am deutsch-polnischen Dialog der katholischen Kirche nach Kriegsende hatte und aus der wichtige Initiator:innen des Bensberger Kreises stammten, unterstützt nun die deutsch-polnische Vision der Vergebungs- und Friedensfenster. Wichtiger kirchlicher Fürsprecher des deutsch-polnischen Kunstprojektes, für das ab Mitte Juni insbesondere Stiftungen sowie politische wie kirchliche Multiplikatoren mit einem kleinen Film, einer Internetseite sowie einer Broschüre zur Finanzierung angesprochen werden, ist auch der Mainzer Bischof und pax christi Präsident Peter Kohlgraf, der in seinem Grußwort aus Mainz betonte:
„Mit diesen drei Fenstern in der Kirche St. Maria auf dem Sande kann in Wrocław ein sehr sichtbares Zeichen für Vergebung und Frieden geschaffen werden. Gerade weil wir unübersehbar in Europa und weltweit Gewalt und neue Kriege erfahren, ist es wichtig, den polnisch-deutschen Versöhnungsweg neu mit Dialog und Begegnung anzureichern. Umso dringlicher ist es in diesen Tagen auch die Gewalt belastete Wirklichkeit und das Leiden der Menschen im Lichte des Evangeliums zu betrachten, Symbol für neue Perspektiven zu schaffen, Verbindungen zu knüpfen und uns für einen Weg des gerechten Friedens zu ermutigen.“
Gabriel beruft sich in seinem deutsch-polnischen Kunstprojekt vor allem auf den vorangegangenen Entstehungsprozess der drei deutsch-französischen Versöhnungsfenster in der französischen Krönungskathedrale von Reims, die im Jahr 2015 in einem offiziellen Staatsakt als nachbarschaftliches Friedensgeschenk Deutschlands an Frankreich eingeweiht wurden. Nach der bereichernden Erfahrung der Workshops und der Auftaktveranstaltung betont Yvelle Gabriel noch einmal:
„Die nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Polen sind für Deutschland von allerhöchstem Stellenwert. Sieben Jahre nach den Versöhnungsfenstern in Frankreich gilt es nun, ebenso in Polen ein leuchtendes Zeichen zu setzen. Als Symbol der Erinnerung, der Vergebung, letztlich des fortwährenden Versöhnungsprozesses in steter Erneuerung der Freund- und Nachbarschaften. Gerade in diesen wieder aufflammenden Kriegszeiten als wahrhaftiger Leuchtturm des stetigen Friedensbemühens für ganz Europa, gleichsam als Hoffnungszeichen aus allen tief gelebten Prozessen europäischer Versöhnung nach dem zweiten Weltkrieg. Es braucht wohl gerade heute um so heute mehr wieder einige „Versöhnungsverrückte“, welche aktiv Zeichen setzen. Ohne zu fackeln. Sinnbildlich als Mutmacher, kunstvolle Brückenbauer in eine friedliche Zukunft hinein. Willkommen.“
Zu den weiteren Fürsprechern des Projektes gehören u.a. der deutsche Botschafter in Warschau, der Koordinator für die deutsch-polnische Zusammenarbeit im Bundestag, der geschäftsführende Vorstand der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung, die Direktoren des Zentrums für Erinnerung und Zukunft in Wroclaw, der Kanzler der Kurie der Diözese des Bistums Wroclaw, der leitende Auslandsseelsorger des Zentrums für Dialog und Gebet Oswieciem, der Pfarrer und die Vertreter:innen der Pfarrei St. Maria auf dem Sande, der Direktor des päpstlichen Museums in Warschau sowie der ehemalige Wroclawer Bürgermeister.
Nach den Workshops in Wroclaw reicht man sich erneut die Hände, um auf beiden Seiten wieder die Besuche und Treffen stärker zu intensivieren und den Austausch im Zuge der Entstehung der Vergebungs- und Friedensfenster wieder lebendig zu gestalten.
Aktuell
In einem weiteren Schritt hat Ende November 2021 der Wrocławer Kanzler der Kurie, Dr. Froniewski in tiefer Abstimmung mit Erzbischof Kupny – gemeinsam unter der Co-Regie von Herrn Direktor Kucharski (Wissenschaftlicher Direktor des Zentrums der Erinnerung und Zukunft in Wrocław) sowie in direkter Einbeziehung der Stadtdirektion und gleichzeitig der Leitung des Wrocławer Denkmalschutzes – prinzipiell das grüne Licht für das leuchtende Kunstprojekt signalisiert: Sowohl das Ordinariat des Bistums, die Kirchengemeinde und die Stadt Wrocław sind von der Vision und Konzeption überzeugt: Unter der Berücksichtigung von einigen denkmalgeschützten sowie kunsttechnischen Richtlinien steht die Tür weit offen für eine Umsetzung der „Deutsch-polnischen Vergebungs- und Friedensfenster“ mitten im pochenden Herzen von Wrocław. Der wichtige Schritt, den die Deutsche Botschaft im Frühsommer 2021 vorgab, ist somit erfüllt.
In einem tieferen Dialog mit der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit (SdpZ) schlug man Gabriel im Dezember 2021 vor, mit seinen beiden Partnern, dem Wrocławer Zentrum für Erinnerung und Zukunft sowie der Friedensorganisation pax christi, eine offizielle „Machbarkeitsstudie“ des Projektes für das zweite Quartal 2022 bei der Stiftung zu beantragen, um die Konzeption sowohl grundlegend der Öffentlichkeit sowie in einzelnen Netzwerken vorzustellen, und die weiteren Prozess-Schritte somit fließend auszuloten. Die SdpZ fördert diesen Projektanschub prinzipiell zu 50% der Kosten. Die andere Hälfte trägt der Künstler zum grössten Teil selbst. Das Ziel dieser wichtigen Studie ist es, die Kunstkonzeption weiter in ganz offizielle Bahnen zwischen Deutschland und Polen zu lenken – und mit der Erarbeitung aller wichtigen Kostenvoranschläge zudem eine Realisierung von 2022 bis 2025 wesentlich klarer in essentiellen Gesprächen und Meetings herauszuarbeiten. Im Rahmen dessen fanden in Wrocław vom 10. bis 12. Mai 2022 die ersten Workshops für die „Deutsch-polnischen Vergebungs- und Friedensfenster“ statt. Dazu eingeladen hatte die deutsche pax christi-Sektion, das Breslauer Zentrum für Erinnerung und Zukunft sowie der Künstler Gabriel, um das Projekt polnischen und deutschen Koordinatoren vorzustellen. Während den Workshops reichte man sich erneut die Hände, um auf beiden Seiten die Besuche und Treffen nach vielen Jahren der Pause erneut zu intensivieren und den Austausch im Zuge der Entstehung der Vergebungs- und Friedensfenster wieder lebendig zu gestalten.
Aktuell sind aus dem deutsch-polnischen Workshop heraus eine Internetseite, ein Projektprospekt sowie ein Kurzfilm entstanden, um das Projekt der Öffentlichkeit vorlegen zu können, die in verschiedenen Institutionen und Veranstaltungen in Polen sowie Deutschland vorstellt werden. Um damit an vielen Stellen weiter Aufmerksamkeit für das überaus starke Projekt zu erzielen. Und vor allem, um damit auch konkreter für eine Finanzierung der „Deutsch-polnischen Vergebungs- und Friedensfenster“ in eine positive Resonanz gehen zu können. Ganze sieben Jahre nach der Einweihung des Versöhnungsfenster in Frankreich.